Keynotes

Lecture Ich messe, also bin ich. (PD Dr. Doris Mücke)
Time Thursday, 11:00
Room Aula 2
Language: German

In der experimentellen Linguistik bewegen wir uns stets an der Grenze zwischen den abstrakten Kategorien der traditionellen sprachwissenschaftlichen Analyse (den Symbolen) und den kontinuierlichen Repräsentationen der realen Welt (den ermittelten Messwerten). Nicht selten tauchen hier Unstimmigkeiten zwischen der linguistischen Vorhersage und den real gemessenen Werten auf, die uns vor verschiedene Fragen stellt. Sollten wir unsere Theorie den Messwerten anpassen und eventuell neue linguistische Kategorien annehmen? Oder sollten wir die Varianz im Signal als „Rauschen in den Daten“ verwerfen und eine neue Messung durchführen? Gibt es vielleicht doch noch einen Weg, aus der Varianz im Signal Struktureigenschaften der Sprache abzuleiten?

Der vorliegende Vortrag beschäftig sich mit der Frage, wie wir mit Varianz in experimentellen Daten umgehen können. Wir zeigen akustische und artikulatorische Messungen aus der Sprachproduktionsforschung, die häufig eine Herausforderung für die Theoriebildung darstellen. Anhand folgender Beispiele gehen wir auf das Problem diskreter und kontinuierlicher Repräsentationsformen ein: Kann ich eine Silbe als linguistische Konstituente messen? Was lerne ich aus der Produktion von typischer und atypischer Sprache? Wie interagieren unterschiedliche linguistische Level (Prosodie und textuelle Schicht)?

Mittels dynamischer Systeme zeigen wir, wie wir Varianz in die Analyse integrieren können und was sie uns über das Sprachsystem verrät. Wir werden dabei überlegen, welche Probleme der klassische Kategorienbegriff in der Linguistik mit sich bringt und wie wir diese Probleme durch die Annahme dynamischer Systeme lösen können.

Doris Mücke leitet das IfL-Phonetik Labor an der Universität zu Köln. Sie ist in unterschiedlichen experimentalphonetischen Methoden ausgewiesen, darunter 3D-Elektromagnetische Artikulographie, Elektropalatographie und akustische Methoden. Sie promovierte zur Vokalsynthese und Vokalperzeption und habilitierte im Anschluss zur dynamischen Modellierung von Artikulation und Prosodie. Mit Hilfe von dynamischen Ansätzen modelliert sie Variabilitätsmuster von Intonation und deren Interaktion mit der textuellen Schicht, prosodischer Prominenz und Silbenstruktur in verschiedenen Sprachen. Sie beschäftigt sich auch mit der Modellierung pathologischer Sprache bei Patienten mit Bewegungsstörungen wie essentiellem Tremor und idiopathischem Parkinson-Syndrom sowie dem Einfluss der Tiefen Hirnstimulation auf die Sprechmotorik.


Lecture Cancelled - A story to tell - When reference management goes multilingual (Prof. Dr. Christiane Bongartz)
Time Thursday, 11:00
Room Aula 2
Language: English

Lecture Was vergleicht die historisch-vergleichende Sprachwissenschaft? Und wozu? (Prof. Dr. Eugen Hill)
Time Friday, 10:00
Room Aula 2
Language: German

Die Aufgabe der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft ist die Erforschung der sprachlichen Vielfalt aus der Perspektive ihrer Entstehung und Entwicklung. Neue Sprachen entstehen bekanntlich durch Auflösung älterer Sprachgemeinschaften in Gruppen einander ähnlicher aber unterschiedlicher Sprachen, die sich im Laufe der Zeit immer weiter auseinanderentwickeln. Für einige wenige Gruppen so entstandener verwandter Sprachen lassen sich diese Prozesse unmittelbar anhand von schriftlichen Quellen verfolgen. So z.B. im Falle der romanischen Sprachen wie Französisch, Italienisch oder Spanisch, die auf eine gut dokumentierte Grundsprache namens Latein zurückgehen. In den meisten Fällen liegt die Entstehung von Gruppen verwandter Sprachen (sog. ‚Sprachfamilien‘) allerdings so weit zurück, dass hierzu keine schriftlichen Zeugnisse vorliegen oder erwartet werden können. Somit lassen sich z.B. weder die gemeinsame Grundsprache der heute gesprochenen slavischen, keltischen oder iranischen Sprachen direkt erforschen, noch die Zwischenstufen der einzelsprachlichen Entwicklung nach der Auflösung der betreffenden Grundsprachen. Die historisch-vergleichende Sprachwissenschaft verfügt allerdings über eine leistungsfähige Methode, die auf den ersten Blick für immer verlorenen Informationen über undokumentiert ausgestorbene Grundsprachen und die älteren Stufen in der Entwicklung ihrer Nachkommen zurückzugewinnen. Die sogenannte ‚historisch-vergleichende‘ Methode macht es möglich, (a) die im genetischen Sinne verwandten Sprachen zu identifizieren, (b) die Entwicklung ihrer Phonologie, Lexik und Grammatik bis zu ihrer Trennung nach dem Zerfall der gemeinsamen Grundsprache im Detail zurückzuverfolgen. Die Key-Note-Lecture macht mit der Funktionsweise der historisch-vergleichenden Methode vertraut und informiert über ihre wichtigsten Ergebnisse für verschiedene Regionen der bewohnten Welt.

Prof. Dr. Eugen Hill wandte sich erst nach Abschluss eines Lehramtsstudiums (für die Fächer Deutsch und Englisch) im Jahr 1994 der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft zu. Nach der Promotion in historisch-vergleichender Sprachwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München (Sommer 2000) erforschte er vor allem die älteren germanischen, keltischen und indo-iranischen Sprachen. Im Zentrum seiner wissenschaftlichen Interessen stehen die allgemeineren Gesetzmäßigkeiten, denen die Entwicklung von Gruppen verwandter Sprachen unterworfen sind. Bis zu seiner Berufung auf den Lehrstuhl für historisch-vergleichende Sprachwissenschaft der Universität zu Köln (Herbst 2015) unterrichtete Eugen Hill an der LMU München, der HU Berlin sowie an den Universitäten Wien, Potsdam, Erfurt und Würzburg.


Lecture Language Universals 3.0 (Prof. Dr. Nikolaus Himmelmann)
Time Friday, 11:00
Room Aula 2
Language: English

The hypothesis is proposed that there are universal levels (or aspects) of linguistic structure that are directly derivative of the biological and social infrastructure for communication. Unlike universals of the Greenbergian and Chomskyan type, which typically involve controversial analytical categories such as ‘subject’ or ‘maximal projection’, the universal layer of linguistic structure targeted here is defined by being amenable to direct empirical testing. There may, however, be different ways for providing empirical evidence for a presumed universal of language 3.0. Thus, some proposals for a universal of this type may be investigated with psycholinguistic or neurolinguistic experiments, others with knowledge-free structure discovery algorithms, and still others with kinematic measures of articulatory gestures. The core examples to be discussed in this presentation are two levels of prosodic structure, i.e. syllable and intonation phrase, but Dingemanse et al.’s (2013) proposal for “universal words” is also briefly commented on. Other kinds of phenomena that may be candidates for universals of language 3.0 include so-called information structure, indexical categories (person, demonstratives), and some register distinctions (narrative vs. non-narrative, for example), inter alia. It is unclear at this point whether it is warranted and useful to subsume the fairly heterogeneous set of phenomena just mentioned under a single category. Importantly, in addition to being amenable to direct empirical falsifiability, the universal linguistic structures of the type intended here should provide a link between the general biological and social infrastructure for communication and specific, language-particular structures. That is, on the one hand it should be possible to show precisely and in detail how they are derived from the general biological and social infrastructure for communication, for which Levinson’s (2006) ‘human interaction engine’ is taken as a framework for the current argument. On the other hand, it should be possible to show how language-particular forms and constructions are derived from them (via grammaticisation, for example).

Nikolaus P. Himmelmann is Professor in General Linguistics at the Universität zu Köln. His core concern is understanding linguistic diversity and its social and cognitive underpinnings. A current major research focus is on prosody and the syntax-prosody interface. He longstanding fieldwork commitments in insular South East Asia. At present, he closely collaborates with the Center for Endangered Languages Documentation in Manokwari (West Papua, Indonesia), trying to document as much as possible of the dazzling linguistic diversity found in West New Guinea before it disappears.


Lecture The role of iconicity in word learning: Insights from child-directed language (Prof. Dr. Pamela Perniss)
Time Saturday, 10:00
Room Hörsaal XIII
Language: English

Understanding how children acquire language remains one of the great challenges of research in the language sciences. Much of the work that explores how children learn to map words to objects and events in the world has been underpinned by two fundamental assumptions: that label and referent are linked by arbitrary convention alone and that learning occurs in situated contexts, where label and referent co-occur. However, in addition to being indisputably arbitrary, language also exploits iconicity, resemblance relationships between form and meaning, e.g. meow, crash. Recent research has shown that iconicity is prevalent in children’s early vocabulary (Laing 2014; Thompson et al. 2012) and that iconicity may bootstrap word acquisition (Imai & Kita 2014; Kantartzis et al. 2011). Furthermore, displacement, the ability to talk about things that are spatially and temporally removed, is an important hallmark of language, and offers learning opportunities (Tomasello & Barton 1994; Tomasello et al. 1996). In this talk, I take a multimodal approach to word learning from the perspective of the amount and type of iconicity that children receive in the input. The focus is on the use of iconicity in child-directed language across modalities, signed and spoken, and across vocal and visual channels, including phonology, gesture and hand actions. I discuss evidence that caregivers exploit iconicity to highlight salient properties of referents and that their use of iconic forms is modulated depending on whether referents being talked about are present in the environment or not (i.e. in situated or displaced contexts) and whether they are familiar or not to the child.

Prof. Dr. Pamela Perniss is a professor for German Sign Language Interpreting at the University of Cologne since February 2019. She has been interested in sign language since her MA in Linguistics, which she finished with a thesis on “Number and Quantification in German Sign Language” at the University of Cologne. She received her PhD from the Max Planck Institute for Psycholinguistics in Nijmegen, the Netherlands with a dissertation on “Space and Iconicity in German Sign language (DGS)” in 2007. She has since worked in Nijmegen, at the Deafness, Cognition, and Language (DCAL) Research Centre at UCL, London, and at the University of Brighton, always following her interest in the role of the visual modality and iconicity in shaping language structure and processing in spoken and signed language.


Lecture Von Sprachstörungen lernen (Prof. Dr. Martina Penke)
Time Saturday, 11:00
Room Hörsaal XIII
Language: German